MEIN TRAUM VOM NIEDERRHEIN

Ich weiß wirklich immer noch nicht, ob zuerst die Wirklichkeit da war oder die Fantasie und dann die Wirklichkeit. Dat muß ich demnächst mal den lieben Gott fragen, wenn wer uns wieder in Dinslaken treffen. Als eines Tages nämlich die Wirklichkeit nicht konnte, weil se krank war, da fing ich an zu träumen. So muß dat wohl gewesen sein. Ich weißet nicht mehr so genau, aber das war der Augenblick, wo se alle immer sagten: "Träumst Du wieder?" Ich muß nämlich ganz weit weg gewesen sein, obwohl ich am Niederrhein auf dem Fußboden saß, weil ich ja noch so klein war und vom Träumen noch gar keine Ahnung hatte. Ich wußte nur, daß ich gern träumte, einmal Niederrhein und zurück. Ich war immer unterwegs, obwohl ich zu Haus auf dem Teppich saß und die Erwachsenen immer sagten: "De Jung ist wieder am träumen. Wovon hatt de dat bloß?"

[Text: Hanns Dieter Hüsch]                                                                                   [Foto: Weide bei Moers Kapellen]